Eindämmung der Plastikflut

Ist das Plastik? Nein – diese Produkte bestehen aus einm ganz neuen Material namens „traceless“, hergestellt aus Abfällen der Nahrungsmittelindustrie

Die spannende Geschichte dazu ließen wir uns bei einer Führung durch das junge Unternehmen erzählen. Wir – das sind der grüne EU Abgeordnete Malte Galée und die Grünen Sonja Hesse, Philip Schlumbohm und Christa Nöbl aus dem OV Buchholz.

Produziert wird das Material zurzeit nur bei uns in Buchholz von dem gleichnamigen Start-up „traceless“ in den Hallen des ISI (Zentrum für Gründung, Business und Innovation) in der Bäckerstraße. Von hier aus soll es in den nächsten Jahren weltweit vertrieben werden. Es soll Einweg-Plastikprodukte ersetzen, bei denen weder Recycling noch ein Mehrwegsystem sinnvoll sind.

Das Unternehmen wurde 2020 von den beiden Jungunternehmerinnen Johanna Baare und Anne Lamp gegründet. Während ihrer Promotion an der TU Harburg im Bereich Process Engineering mit Schwerpunkt Bioraffinerie entdeckte Anne Lamp das Potential des neuen umweltfreundlichen Materials. Es wird aus Abfallprodukten hergestellt, ist rückstandslos kompostierbar und verbraucht bei der Herstellung wesentlich weniger Energie und Wasser im Vergleich zu Plastik. Auch werden keine schädlichen oder giftigen Chemikalien bei der Produktion benötigt.

Von der Idee bis zur ersten Pilotanlage in Buchholz ging es erstaunlich schnell. „Die Anschubfinanzierung und die zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten von der WLH waren unverzichtbar für den Start“, sagt unsere Führerin Isabel. In den letzten Jahren kamen zahlreiche MitarbeiterInnen hinzu.  Der Fertigungsprozess für größere Mengen konnte optimiert werden. In Zusammenarbeit mit potentiellen Kunden (u.a. C&A und Otto) wurden die ersten Demoprodukte marktreif hergestellt. Für die Weiterverarbeitung des Biomaterials zu Endprodukten können dieselben Spritzguss-Anlagen verwendet werden wie für Kunststoffe, was sehr hilfreich für die Markteinführung ist.

Um im nächsten Schritt die Jahresproduktion von jetzt ca. 3 t auf ca. 3.000 t zu erhöhen, hat das Unternehmen eine fundraising Kampagne gestartet. 36.7 Mill. Euro kamen zusammen: ausreichend für den Bau einer Produktionsstätte in Hamburg Harburg! Gerade für Startups im Produktionsbereich ist die Finanzierung dieses ersten risikoreichen Erweiterungsschrittes nach Einschätzung von Isabel in Deutschland oft schwierig.

Entscheidend für den zukünftigen Erfolg des Unternehmens wird nicht nur die technische Realisierung der Anlage und ein kluges Produktdesign und Marketing sein. Bei unserem Gespräch wurde auch der Einfluss der Politik deutlich. Ein neues Material muss in Bezug auf etliche Regeln und Gesetze eingeordnet werden. Das ist den Gründerinnen von „traceless“ bewusst. Sie haben bereits mit verschiedenen Ebenen in der Politik Kontakt aufgenommen, damit diese Hürde genommen wird. Malte Galée hat seine Unterstützung jedenfalls zugesagt.

Wer mehr über das Unternehmen und sein Produkt erfahren möchte, findet hier weitere Informationen.

Artikel kommentieren