
Spannende Einblicke in die Buchholzer Stadtentwicklung und Informationen zu einigen besonderen Naturorten erhielten wir auf unserer Radtour am 18. Mai. Vielen Dank an Philip Schlumbohm und Elisabeth Bischoff, die uns unterwegs einiges erzählt und gezeigt haben! Statt der geplanten 3,5 Stunden waren wir ganze 5 Stunden unterwegs, ohne dass es langweilig wurde.
An der B75 gegenüber dem vollbelegten Gewerbegebiet Trelder Berg entsteht aktuell auf dem Gelände der ehemaligen Baumschule Pengel ein neuer Unternehmensstandort für 4 Betriebe. Unter anderem baut dort die Firma BIG, die einen erheblichen Anteil der Buchholzer Gewerbesteuereinnahmen erwirtschaftet, eine neue Lagerhalle. Alle neuen Gewerbegebiete müssen klimaneutral mit Wärme und Strom versorgt werden.
Zwischen Bremer Straße und Brumhagen besitzt die Stadt eine größere Fläche, die zur Zeit landwirtschaftlich genutzt wird. Eine Entwicklung dieses Gebiets zu Wohnzwecken wird derzeit im Stadtrat diskutiert. Eine Bebauung mit Mietwohnungen und Reihenhäusern ist im Gespräch.
Vom Brumhagen hat man einen weiten Blick über die Felder und Wiesen. Man sieht auch die Biogasanlage im Gewerbegebiet Trelder Berg, und eines der ersten Windräder (aus heutiger Sicht sehr klein). Man kreuzt den ehemaligen Bahndamm Richtung Bremervörde, der heutzutage bis Kakenstorf als Fuss- und Radweg genutzt wird.

Unsere Tour führte dann vorbei am neuen Feuerwehr-Gerätehaus in Sprötze. Es ist in Holzrahmenbauweise errichtet nach EG40 Standard, mit Wärmepumpe, PV Anlage und Gründach. Die Kosten lagen bei ca. 4,5 Millionen Euro.

Auf Waldwegen radelten wir weiter zum Suerhoper Moor. Diese Fläche wurde dank des Einsatzes eines Privatmannes, der die Fläche erwarb, zum Biotop. Eine Wiedervernässung des ehemaligen Moores ist leider nicht so einfach möglich, da davon auch die Anlieger der Fläche betroffen wären. Sie wollen das Land weiter entwässern, um es land- und forstwirtschaftlich zu nutzen. In der gerade hinter uns liegenden Trockenheitsphase wäre es sicher hilfreich gewesen, wenn das Wasser nicht gen Meer gepumpt worden wäre.
Über Suerhoper Koppelweg, Am Interessentenforst und den Eidigweg ging es weiter bis nach Holm-Seppensen, wo wir uns das Grundstück ansahen, auf dem das neue Feuerwehrhaus für Holm gebaut werden soll. Auf der Weiterfahrt nach Seppensen kamen wir an der Streuobstwiese vorbei, die dank des Protestes engagierter Buchholzer Bürgerinnen und Bürger nun bestehen bleibt. Ohne deren unermüdlichen Einsatz wäre die ursprüngliche Planung ziemlich sicher durchgewunken worden.
Im Museumsdorf Seppensen machten wir eine kleine Nasch- und Trinkpause. Dann ging es weiter Richtung Reindorfer Weg, mit einem Zwischenhalt am Steinbach. Dort erfuhren wir einiges über die Wasserführung in Buchholz. Es gibt ca. 50 Regenrückhaltebecken. Der Ablauf erfolgt über den Steinbach, der wiederum in die Seeve und die in die Elbe mündet. Der Steinbach entspringt in Meilsen und ist bis zum Stadtteich ein begradigter Entwässerungsgraben. Hinter dem Stadtteich hat der Bachlauf etwas mehr Freiheit, mäandert und schafft dadurch unterschiedliche Lebensräume, was der Artenvielfalt zugute kommt. Am Bachrand wachsende Erlen sorgen für Schatten und schützen so das Bachwasser vor zu starker Erwärmung im Sommer. Erlen verbessern ausserdem den Boden, da sie ihre Blätter grün abwerfen. Die Wasserqualität des Steinbachs wird in Abständen anhand der dort vorkommenden Fauna und Flora untersucht und ist mittelmässig.

Über Reindorfer Weg und Itzenbüttler Weg erreichten wir das Grundstück hinter dem Finanzamt, auf dem die KWG bald mit dem Bau von mehrstöckigen Mietshäusern beginnen wird. 100 Wohneinheiten sind geplant. Außerdem soll dort ein Neubau für die Feuerwache Buchholz realisiert werden. Durch die Landschaft zwischen Klecker Weg und Soltauer Straße/Buchholzer Berg verläuft die Trasse für die in Planung befindliche Ostumgehung. Diese Umgehungsstraße ist seit 40 Jahren Streitthema in Buchholz. Angesichts der stark gestiegenen Kosten für alle Bauprojekte und der Deckungslücken in den Haushalten der kommenden Jahre bestehen erhebliche Zweifel daran, dass das Projekt wie geplant durchgeführt werden kann. Es sollte auch der Erschließung weiterer Baugebiete im Osten der Stadt dienen.

An der Ecke Am Langen Saal/Itzenbüttler Weg befindet sich ein alter Teich, der in früheren Zeiten genutzt wurde, um dort im Winter Eis für die Kühlung von Lebensmitteln zu „ernten“. Heutzutage ist der Bereich ein Feucht-Biotop mit vielfältiger Fauna und Flora. Eine Star-Kolonie hat sich in den Bäumen niedergelassen. Auf der anderen Straßenseite des Langen Saal verläuft die Bahnlinie nach Hamburg. An dieser Stelle gab es früher mal eine Brücke, die im 2. Weltkrieg gesprengt wurde. Sie soll für Fußgänger und Radfahrer nun wieder aufgebaut werden und zum Radeland führen.

Unser letzter Haltepunkt auf der Wohlau-Brücke bot gleich Anlass für Erklärungen zu mehreren geplanten Bauvorhaben. Im Süden des Bahnhofs erstreckt sich die sogenannte „Rütgersfläche„, ein 16 Hektar großes Gebiet, auf dem von der Firma Rütgers bis in die 80er Jahre Bahnschwellen imprägniert wurden. Dadurch wurde der Boden kontaminiert, und das Grundwasser muss inzwischen dauerhaft nach oben gepumpt und gereinigt werden. Ein Großteil der Fläche ist aber nur oberflächlich kontaminiert und kann saniert werden. 2020 hat eine Hamburger Projektentwicklerfirma das Gelände gekauft und wollte Dekontamination und Bebauung in Angriff nehmen. Bisher ist aber wenig geschehen. In diesem Sommer soll nun ein Rahmenplan erarbeitet werden, damit es auf diesen Flächen weitergeht. Wegen der zentralen Lage wäre es ideal, wenn dort möglichst bald Wohnraum entstehen würde. Da die Flächen in privater Hand sind, hat die Stadt nur begrenzten Einfluss. Das gilt auch für das Grundstück entlang der Bahnhofstraße, das sogenannte „Canteleuquartier“. Dort gab es Planungen für Seniorenwohnungen, ein Hotel und Gewerbe, die ebenfalls seit mehreren Jahren nicht vorankommen.
Im Norden des Bahnhofs gibt es ganz konkrete Planungen für den „Stadtumbau West“. Es soll eine Straßenverbindung geschaffen werden vom Kabenhof bis zur Jet-Tankstelle (Südtangente), um den Verkehr in der Bremer Straße und Neuen Straße zu entlasten. Der ZOB soll direkt an den Bahnhof verlegt werden, außerdem sollen ein Fahhradparkhaus und eine Mobilitätsstation entstehen, und eine Radroute zur Umgehung der Bremer Straße geschaffen werden. Dieses Projekt ist auch im Klimaaktionsplan als wichtige Maßnahme festgehalten.
Zum Ausklang dieser spannenden Tour trafen wir uns in der Köhlerhütte in Steinbeck zu einer gemütlichen Runde bei Kaffee, Kardamomschnecken und Kuchen. Alle Teilnehmenden waren der Meinung, daß wir einen solchen Ausflug unbedingt wiederholen sollten. Es gibt noch viele weitere Dinge zu entdecken in unserer Stadt.
Artikel kommentieren
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.