Agri-PV

Agri-Photovoltaik: Chance für Landwirtschaft und Energiewende

Das Stichwort „Agri-PV“ hört man immer öfter – was ist das eigentlich?

Unter Agri-Photovoltaik – kurz Agri-PV- versteht man die gleichzeitige Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Nahrungsmittelproduktion und die Stromerzeugung. Dadurch sollen die immer knapper werdenden Flächen effektiver genutzt werden. Das leuchtet ein!

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Doch funktioniert das auch? Und wie ist es um die Wirtschaftlichkeit bestellt? Seit mehreren Jahren wird in diesem Bereich im In- und Ausland geforscht. In Deutschland ist hier das Fraunhoferinstitut für Solare Energieforschung (ISE) in Freiburg aktiv. Hier läuft in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern ein Projekt im Obstbau. Baden-Württemberg ist Modellregion für Agri-PV im Obstbau (Äpfel, Beeren, Weinbau), es gibt dort 5 Pilotanlagen, gefördert mit 2,5 Millionen Euro. Untersucht wird unter anderem, welches Anlagendesign sich für die jeweiligen Kulturen am besten eignet, welchen Einfluss die PV Anlagen auf den Ernteertrag haben und inwieweit sie eine Schutzfunktion gegen negative Witterungseinflüsse (Trockenheit, Starkregen, Hagel) darstellen.

Mehr erfahren über die einzelnen Projekte

Und wie ist das Potential in Niedersachsen?

Hierzu gibt es eine Studie des niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, die von Okt. 2018 bis Juli 2020 durchgeführt wurde. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass von den in Niedersachsen angebauten Kulturen vor allem Äpfel, Spargel und Heidelbeeren interessante Kandidaten für eine Agri-PV Nutzung sind. Bei den derzeit ca. 17 500 Hektar Fläche dieser Kulturen käme man je nach Anlagentyp auf 0,7 – 1,5 Gigawatt installierte elektrische Leistung.

Die hauptsächlich hier angebauten Ackerfrüchte (Weizen, Mais, Zuckerrüben oder Raps) bieten sich derzeit weniger an, da bei diesen wegen der durch die PV Anlagen reduzierten Sonneneinstrahlung mit erheblichen Ertragseinbußen zu rechnen ist. Allerdings könnte das bei fortschreitender Trockenheit in Zukunft kompensiert werden durch den Verdunstungsschutz der PV Module.

Für alle Anwendungen gilt, dass für den Einsatz in der Praxis noch erheblicher Forschungsbedarf besteht.  Das Potential für die Stromgewinnung ist jedoch groß – deutschlandweit geht man von 1700 Gigawatt aus –  so dass entsprechende Projekte auf jeden Fall gefördert werden sollen.

Wer Details nachlesen möchte: der ganze Bericht

Interessant: die derzeit größte Agri-PV Anlage Deutschlands befindet sich in Niedersachsen. Ein Landwirt im Wendland baut auf ca. 1 Hektar Schnittlauch an und nutzt den auf dieser Fläche mit PV Anlagen gewonnenen Strom zur Trocknung verschiedener Kräuter und Feldfrüchte in seinem Betrieb. Hier ist der link zu einem Bericht des NDR, der dieses Projekt näher beleuchtet:

Hier noch ein link zu einem Beitrag der deutschen Welle vom August 2021, mit Hinweisen auf Aktivitäten in Europa und Japan:

Ein Zitat aus dem www.energie-blog.de lässt ahnen, welche bürokratischen Hürden hierzulande zu überwinden sind. Dabei geht es u. a. auch darum, inwieweit die Agrar-Subventionen der EU für Agri-PV nutzbar sind, sowie um die Einordnung von Agri-PV-Flächen in den Flächennutzungsplänen und um Umweltschutz-Vorschriften.

„Innovationsausschreibungen versprechen einen Entwicklungsschub für die Agri-PV in Deutschland. Im April 2021 einigten sich Branchenvertreter aus Landwirtschaft, Solarindustrie, Forschung und Zertifizierungsorganisationen auf eine DIN-SPEC 91434, eine Vorstufe für eine DIN-Norm. Sie behandelt grundlegende Aspekte der Agri-PV wie den Anwendungsbereich, Begrifflichkeiten, Kriterien oder Anforderungen an die Technik, Planung, Installation, Betrieb und Instandhaltung. Darauf aufbauend spezifizierte die Bundesnetzagentur im Oktober 2021 die Anforderungen an die Agri-PV als Grundlage für die im Frühjahr 2022 startenden Innovationsausschreibungen im Rahmen des EEG mit einem Volumen von 150 Megawatt (MW). In ihrem Koalitionsvertrag kündigte die neue Bundesregierung an, im Rahmen ihrer 200 GW Solaroffensive auch die Agri-PV noch stärker voranzutreiben. Das ursprünglich vorgesehene Ausschreibungsvolumen wurde von 50 MW auf 150 MW erhöht.“

Weltweit ist vor allem China sehr aktiv in diesem Bereich, hier steht die größte Agri-PV Anlage der Welt in der Provinz Ningxia.