Nachhaltiges Bauen: Stroh als Wärmedämmstoff

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Auf Anregung unserer grünen Ratsfrau Sonja Hesse reiste eine Gruppe interessierter Bürgerinnen und Bürger aus Buchholz und Tostedt – darunter auch einige Stadtratsmitglieder und Mitarbeiter der Verwaltung – am Samstag dem 18.2.2023 nach Verden, um sich über die neuesten Erkenntnisse zum ökologischen Bauen und Dämmen zu informieren. „ Wir waren vor allem begeistert von der fachkundigen Führung durch den Mitbegründer des NZNB, Thomas Isselhard, der für uns die Besichtigung eines renovierten Altbau-Mietshauses organisierte (inkl. Gang in den Heizungskeller und Erläuterung der Lüftungstechnik) und anschließend in einem sehr informativen Vortrag im NZNB viele weitere Bauvorhaben vorstellte, sowohl Neubau als auch Sanierung unterschiedlicher Größenordnung.“

Für Laien sehr überraschend: in den letzten beiden Jahrzehnten konnte in aufwändigen Untersuchungen nachgewiesen werden, dass gepresste Strohballen ein langlebiger und sicherer Baustoff mit hervorragenden Dämmeigenschaften sind. Folgende Vorteile besitzt dieses Material im Vergleich zu herkömmlichen Baustoffen:

  • Eine unschlagbare CO2 Bilanz (bei Herstellung, Verarbeitung und Dämmeigenschaften); ein konventionell gedämmtes Massivhaus benötigt in etwa die doppelte Menge an grauer Energie für Herstellung, Instandhaltung und Entsorgung – ein strohgedämmtes Haus kann 69 Jahre lang dafür beheizt werden
  • Sehr gute Brandschutzeigenschaften, wenn innen und außen verputzt
  • Einfache Herstellung, regional verfügbar und jährlich nachwachsend
  • Keine Konkurrrenz zu Nahrungsmittelpflanzen, da es als Nebenprodukt beim Anbau von Roggen und Weizen anfällt (20 % des jährlich in der Landwirtschaft anfallenden Strohs reicht aus, um bis zu 350.000 Einfamilienhäuser zu dämmen
  • Energetische Nachnutzung beim Abriss möglich

Das älteste Strohballenhaus Europas steht in Frankreich und hat mittlerweile mehr als 100 Jahre überdauert. In Nordamerika und Kanada wurde das Material von den Siedlern eine zeitlang verbaut, geriet dann in Vergessenheit und wurde 1973 in Kanada wiederentdeckt. In Deutschland gründete sich 2002 der Fachverband Strohballenbau. Seitdem sind in Deutschland ca. 1.000 bis 1.500 strohgedämmte Gebäude entstanden. 2008 gründete sich in Verden das Netzwerk nachhaltig Bauen, wo Fachverbände, Vertreter der Kreishandwerkerschaft, die Stadtwerke Verden, die BBS, die Stadt und der Landkreis Verden beteiligt sind.

Das 5-geschossige Gebäude des NZNB ist ein Leuchtturmprojekt für nachhaltiges Bauen und eines der höchsten strohgedämmten Gebäude in Europa. Es wurde in den Jahren 2012 bis 2014 erbaut, die Errichtung wurde in einem Video dokumentiert. Das tragende Gerüst besteht aus Massivholzständern. In Tests wurde bestätigt, dass die Brandschutzklasse K260 eingehalten wird. Das Gebäude erfüllt den Passivhausstandard und bietet eine Nutzfläche von 1900 m2, die Herstellungskosten lagen bei 2.270 Euro/m2.

Besonders interessant ist die Strohballendämmung auch für die Altbausanierung. Durch die hohe Dämmwirkung können in vielen Fällen KfW Vorgaben erfüllt werden, so dass hohe Zuschüsse bzw. günstige Kreditzinsen zusammen mit den deutlichen Einsparungen bei der späteren Nutzung das Sanierungsvorhaben bezahlbar machen. Etliche bereits realisierte Projekte werden im NZNB mit einer Kosten-Nutzen Rechnung detailliert vorgestellt. Empfohlen sei hier auch die Broschüre Nr. 526 der Fachagentur nachwachsende Rohstoffe e.V., beim Verein direkt bestellbar zum Downloaden für 2 Euro.

Mittlerweile sind gepresste Strohballen als Baustoff das ganze Jahr über als Lagerware erhältlich. Es ist aber auch eine regionale und saisonale Versorgung möglich, direkt auf dem Acker, wenn eine geeignete Stohballenpresse vorhanden ist. Dies eröffnet den Bauern eine zusätzliche Einnahmequelle, wenn sich ein Baustofflieferant als Abnehmer findet. Hier ist ein Anknüpfungspunkt für lokale Wirtschaftsförderung. Das ZNB erhielt übrigens eine große EU Fördersumme aus dem Fonds zur „Stärkung der regionalen Wirtschaftsstruktur und Förderung wirtschaftsnaher Infrastrukturleistungen“.

Es fehlt zur Zeit noch an Bau-Fachbetrieben mit entsprechend ausgebildetem Personal, die sich in dieses neue Segment trauen. Das NZNB bietet über ihre Webseite mehrtägige Schulungen und Qualifikationen für alle Baugewerke und die Projektierung an. Bildungswerkstatt für nachhaltiges Bauen

Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Führung – neben der ökologischen Thematik – war das Thema Gemeinwohlorientierung beim Wohnungsbau. Die Gründer des NZNB hatten hier einen 2. Schwerpunkt, und es liegt sehr viel Erfahrung mit genossenschaftlich organisierten Baugruppen vor. Bei guter Planung und Projektierung und unter Ausnutzung der aktuellen KfW Förderungen sind so Kaltmieten im Neubau unter 10 Euro/m2 realisierbar, bei sehr niedrigen Nebenkosten. Anfragen zu diesem Thema kann Thomas Isselhard beantworten, hier die Kontaktdaten seines Architekturbüros: 04231 670 9 670 Email: mail(ÄT)architekten-nb.de. (Stand: August 2023)

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