Auf dieser Seite gab es bereits mehrere Berichte zum Thema „Standort neue Feuerwehr Holm-Seppensen“ und darüber, dass es nun eine Einigung zu einem neuen Standort gibt. Hier soll es nun noch einmal um das kleine Wäldchen gehen, das leider zum Teil geopfert werden soll/muss, um den Grundstückskauf zu finanzieren.
In der Ratssitzung am 23.6.2025 hat Helmut Treib als Sprecher der Antragsteller des Einwohnerantrags dazu eine Rede gehalten, die einen Zusammenhang hergestellt zwischen diesem aus globaler Sicht kleinen Puzzle-Teil und den weltweiten Gefahren der Klimaveränderung. Es sind die vielen kleinen Entscheidungen an Millionen Orten dieser Welt, die in Summe einen Einfluss haben, und es ist so wichtig, dass parteiübergreifend diese Einsicht wächst und sich Prioritäten und Entscheidungskriterien verändern. Seine 10 minütige Rede zu dem Antrag geben wir hier in Auszügen wieder. Die vollständige Rede findet man auf der facebook Seite von Herrn Treib.
„Guten Abend zusammen,
mein Name ist Helmut Treib. Ich bin einer der Erstzeichnenden des Einwohnerantrages für
den Erhalt der Streuobstwiese und des Schoolsolt-Waldes in Holm-Seppensen und einer der
drei benannten Sprecher, die berechtigt sind, die antragstellenden Personen zu vertreten.
….Über 1.900 Bürger:innen aus Buchholz haben den Antrag unterzeichnet. Wir haben
Unterschriften an Infoständen und bei Haustürgesprächen gesammelt und insbesondere in
Holm-Seppensen war die Unterstützung bei Haustürgesprächen so groß, dass ca. 70% der
von uns angesprochenen Menschen den Antrag unterschrieben haben. …Ich bedanke mich herzlich bei allen Menschen, die ehrenamtlich bei der Unterschriftensammlung mitgewirkt haben und bei allen Bürger:innen, die den Einwohnerantrag unterschrieben haben. Wir alle wissen diese Form der direkten Demokratie, welches das Niedersächsische Kommunalverfassungsgesetz bietet, sehr zu
schätzen. …..
Die Streuobstwiese ist gerettet, nun geht es noch um den Wald. In dem Waldstück stehen inklusive der Bäume auf der davorliegenden Streuobstwiese 460 Bäume mit 23 verschiedenen Baumarten, auch über 100 Jahre alten Eichen. Am ältesten ist eine ca. 250 Jahre alte Eiche mit 322 cm Umfang. Der hohe Anteil von Laubbäumen (76 Prozent) mit 19 verschiedenen Baumarten bildet zusammen mit den Nadelbäumen (24 Prozent, 4 Arten) einen natürlich entstandenen widerstandsfähigen Bewuchs, der deutlich besser mit den Auswirkungen des Klimawandels zurechtkommt als Monokulturen mit Fichten. Ökologisch betrachtet sind naturnahe Mischwälder bedeutsamer als Nadelforste. Durch die unterschiedlichen Höhen verschiedener Baumarten und die verschiedenen Altersstrukturen bildet sich eine komplexe Gesamtstruktur aus, welche nicht nur den Bäumen untereinander Schutz, sondern vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bietet. Viele Tierarten sind nur in oder an ausgewählten Baumarten oder einem bestimmten Stockwerk eines Waldes zu finden. Somit finden in einem Mischwald mehr Lebewesen eine geeignete ökologische Nische und erhöhen so die Artenvielfalt.
Wälder tragen in mehrfacher Hinsicht zum städtischen Klimaschutz bei. Durch das schattenspendende Blätterdach werden an Waldstandorten nahe der Oberfläche geringere Temperaturen gemessen, da die Sonnenstrahlung von der Krone abgefangen wird. Des Weiteren spielt die Verdunstungskühlung von Bäumen eine bedeutende Rolle für die Reduzierung der Temperaturen in unseren Städten. Bäume nehmen Wasser über ihre Wurzeln aus dem Boden auf und geben dieses über die Baumkrone ab. Dieser Effekt nennt sich Transpiration. Durch die Verdunstung des Wassers, das an die Luft abgegeben wird, kühlt sich die umgebende Lufttemperatur ab.
Den Wortlaut des Einwohnerantrages können wir als Vertretungsberechtigte im Nachhinein
nicht abändern. Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass der komplette Erhalt des Waldes mit
Berücksichtigung von Klimaschutz und Artenschutz richtig wäre. In der Stellungnahme der
Verwaltung steht: „Der Erhalt des Mischwaldes (Punkt 3 des Einwohnerantrages) ist
zumindest zum größten Teil gesichert…“ Das ist für uns noch nicht klar erkennbar, denn es ist abhängig von der Art und Weise, wie das Baufenster genutzt wird. Deshalb bitten wir Sie, liebe Mitglieder des Rates, in Zusammenarbeit mit der Verwaltung dafür Sorge zu tragen, dass wirklich ein möglichst hoher Anteil des Mischwaldes erhalten bleibt.
Herr Röhse, meine Bitte richtet sich auch an Sie: „Klimaschutz geht nur gemeinsam. Es
braucht einen Bewusstseinswandel. „Wie können wir die Dinge, die wir machen, möglichst
klimafreundlich machen?“ Das waren Ihre Worte bei der Gründung des Klima-Forum
Buchholz im Jahr 2020. Bitte führen Sie die positive Entwicklung der Rettung der
Streuobstwiese, zu der Sie maßgeblich beigetragen haben, fort. Nutzen Sie bitte Ihren
Einfluss und versuchen Sie, in Zusammenarbeit mit einem Investor, so viele Bäume wie
möglich zu erhalten. Falls in dem Baufenster Wohnbebauung entsteht, werden auch die
Menschen, die dort wohnen werden, angesichts fortschreitender Klimaerwärmung froh sein
über möglichst viele Bäume in ihrem Wohnumfeld.
Bäume speichern Kohlenstoff, indem sie während der Fotosynthese CO2 aus der
Atmosphäre aufnehmen und es für das Wachstum ihrer Stämme, Wurzeln, Äste und Blätter
verwenden. Kohlenstoff wird aber nicht nur in den Bäumen, sondern auch im Boden
gespeichert. Wälder sind Kohlenstoffsenken. Außerdem zeigen zahlreiche Studien, dass eine
Erhöhung der Anzahl von Bäumen in städtischen Gebieten die übrige Luftverschmutzung am
wirksamsten absorbiert. Jeder Baum, der stehenbleibt, trägt dazu bei.
In Niedersachsen ist die durchschnittliche Temperatur durch die Klimakrise bereits um 1,9
Grad seit 1881 gestiegen. Ich fürchte, viele Menschen, auch in Parlamenten und Regierungen, haben die Tragweite der Klima-Problematik noch immer nicht verstanden.
Ich habe bereits 1978 Hoimar von Ditfurth im Fernsehen gesehen, der davor warnte: „Wenn
diese Tendenz weitergeht, wird der durchschnittliche Temperaturanstieg in der Atmosphäre
bis 2050 etwa 2 bis 3 Grad betragen.“
Wann waren Sie zum letzten Mal im Wald? Bei mir ist es erst einige Tage her, als ich mit
meiner kleinen Enkelin im Wald war. Mein Vater machte mit mir als Kind Waldspaziergänge, als ich gerade laufen und Dreirad fahren konnte. Ich liebe den Wald. Die Menschen schützen am ehesten das, was sie lieben. Deshalb zitiere ich Klimaforscher Prof. Stephan Rahmstorf:
„Um Leben, Gesundheit und Freiheit der Menschen zu schützen ist wirksamer und
ausreichend schneller Klimaschutz zwingend notwendig“.
Stefan Rahmstorf leitet die Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung und ist Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam.
Eine neue Studie, an der Prof. Stefan Rahmstorf mitwirkte, geht von einer Erwärmung von
+4 Grad im Jahr 2084 aus. Bei 4 Grad globaler Erwärmung sind Hungersnöte und
Verteilungskämpfe der Alltag.
Haben Sie Kinder? Haben Sie Enkelkinder? Liebe Mitglieder des Rates, bedenken Sie bitte
bei allen Abstimmungen, bei allen Entscheidungen, welche Auswirkungen es auf das Klima
haben wird. Ihre Kinder und Enkelkinder werden die Auswirkungen nicht mehr rückgängig machen
können.
Abmildern können die Katastrophe jetzt nur noch demokratische Parteien, in den
Parlamenten, nicht nur im Europaparlament und im Deutschen Bundestag, sondern auch in
den Länder- und Stadtparlamenten, und zwar gemeinsam, über Parteigrenzen hinweg.
Klimaschutz ist Lebensschutz für Menschen und Tiere. Klimaschutz ist essenziell.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“
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