Klimaschutz ja – aber nicht auf Kosten der Natur! Durch den geplanten massiven
Ausbau der Windkraft drohen auch im Landkreis Harburg irreversible Schäden an
Landschaft und biologischer Vielfalt. Um diese zu vermeiden oder wenigstens
angemessen auszugleichen, können und müssen Politik und Behörden deutlich mehr
tun als bisher.
Das fordern sieben Naturschutzverbände in einer gemeinsamen Stellungnahme zum
Entwurf des Teilprogramms Windenergie des Landkreises Harburg. Unterzeichner
der Stellungnahme sind die Vorsitzenden des BUND Regionalverbands Elbe-Heide,
der NABU-Gruppen Winsen, Buchholz und Hanstedt-Salzhausen, des Arbeitskreises
Naturschutz in der Samtgemeinde Tostedt, der NaturFreunde Nordheide und des
Naturschutzverbands Lüneburger Heide e.V.
Die Verbände kritisieren, dass die Planungen vor allem in zwei zentralen Punkten
Defizite aufwiesen: bei der Datenbasis für die Ausweisung der Windkraft-
Potenzialflächen und bei den Ausgleichsmaßnahmen für mögliche Schäden an Natur
und Landschaft.
Laut Stellungnahme betreffen die Datenlücken zahlreiche Flächen, die in früheren
Biotop-Kartierungen als naturschutzfachlich wertvoll eingestuft wurden, jedoch nicht
explizit als Natur- oder Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen sind: Diese
Einstufungen seien bei der Planung überhaupt nicht berücksichtigt worden. Gleiches
gelte für jene Tierarten, die besonders durch Kollisionen mit Windrädern gefährdet
sind, vor allem Greifvögel wie Rotmilan und Seeadler, aber auch mehrere
Fledermausarten. Wie der Umweltbericht selbst einräumt, liegen zum Vorkommen
von Vögeln nur wenige, zu Fledermäusen überhaupt keine Daten vor. Die Vertreter
der Naturschutzverbände fragen daher: „Wie verlässlich kann eine Flächenplanung
angesichts derart unzureichender Daten überhaupt sein? Und wie will der Landkreis
die bestehenden Datenlücken ausgleichen?“
Nach Ansicht der Naturschützer bleiben die Planungen zur Ausweisung von
Vorranggebieten für Windenergie auch beim Thema Kompensation Antworten
schuldig. Zwar werde die Pflicht zum Ausgleich von Schäden an Natur und
Landschaft mehrfach erwähnt, bei der Festlegung konkreter Maßnahmen bleibe das
Dokument jedoch vage und lasse zahlreiche Schlupflöcher offen. Daher die
Forderung: „Der Landkreis muss genaue, verbindliche Vorgaben machen, wie
Schäden und Verluste an Landschaft, Lebensräumen und Arten durch den Bau von
Windenergieanlagen vermieden und, wo das nicht möglich ist, ausgeglichen werden
sollen. Die Ausgleichsmaßnahmen sollen ortsnah erfolgen.“
Eine angemessene Kompensation der durch Windkraftausbau bedingten Eingriffe sei
umso dringlicher, als Natur und Landschaft im Landkreis schon jetzt starken
Belastungen durch Verkehr, fortschreitende Versiegelung und intensive
Landwirtschaft ausgesetzt seien.
In ihrer 16seitigen Stellungnahme bemängeln die Naturschutzverbände nicht nur
grundsätzliche Defizite der Planungen, sondern listen auch zahlreiche sachliche
Fehler und Widersprüche in Details auf. „Vor allem der Umweltbericht muss an vielen
Stellen nachgebessert werden“, sagt Dr. Alexander Gröngröft. „Der Landkreis muss
klarmachen, dass ihm der Erhalt unserer heimischen Landschaft und Artenvielfalt
genauso wichtig ist wie unser Beitrag zum Klimaschutz.“
Die vollständige Stellungnahme der Naturschutzverbände zum Regionalen
Raumordnungsplan des Landkreises und detaillierte Stellungnahmen zur
Flächenplanung in den einzelnen Samtgemeinden finden Sie Hier
Windenergieplanung im Landkreis Harburg: Naturschutzverbände kritisieren Defizite

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